Joela Jacobs

Die faszinierenden Bilder von Pflanzendetails, die auf der Microcosms-Webseite reproduziert werden, laden dazu ein, die Welt in einer anderen Größenordnung zu sehen. Ein mikroskopisches Bild von Pollenkörnern beispielsweise verwandelt das, was wir normalerweise als eine Schicht feinen Staubs wahrnehmen würden, in ein Kunstwerk, das von seltsamen, atemberaubend schönen Objekten nur so wimmelt. Sich auf die Vielfalt der Pflanzenwelt und ihre Mustern zu konzentrieren, ist als wäre man Alice ins Wunderland gefolgt. Und wie in Gullivers Reisen lassen uns die veränderten Proportionen unserer Welt in diesen verfremdenden Bildern fragen, was wir sonst vielleicht noch nie zuvor so wahrgenommen haben. Die Begleittexte helfen dabei, unser Verständnis von pflanzlichem Leben mit indigenen Weltanschauungen neu zu kontextualisieren und zu erweitern. Letztlich zeigt Microcosms, dass Wissenschaft und Kunst schon immer Hand in Hand gegangen sind — es ist nur eine Frage der Perspektive.


Joela Jacobs, Germanistikprofessorin an der University of Arizona, Gründerin des Literary and Cultural Plant Studies Networks

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