Paullinia cupana
Diese Pflanze, deren gebräuchlicher Name Guaraná lautet, ist dem Stamm der Sateré Maué im brasilianischen Amazonasgebiet heilig und wird von ihnen seit Hunderten von Jahren angebaut. Die Guaraná-Pflanze enthält mehr Koffein als jede andere Pflanze auf der Welt (2- bis 5-mal so viel wie Kaffee) und war traditionell die von ihnen verehrte Energiequelle für die Durchquerung des Regenwaldes und den Kampf gegen ferne Feinde.
Mehrere (von Medeiros Marques gesammelte) Mythen, in denen diese Pflanze eine Hauptrolle spielt, haben eine gemeinsame Erzählung, in der ein geliebter Junge (der Sohn von Onhiámuaçabe) von einem eifersüchtigen, bösartigen Gott ermordet wird. Seine Augen werden von den Dorfbewohnern begraben und seine betrübte Mutter wässert sie mit ihren Tränen. Zum Trost schenkt ein wohlwollender Gott den Menschen Guaraná: Aus dem linken Auge wächst eine Wildpflanze, aus dem rechten eine domestizierte Pflanze.
Die Frucht ähnelt tatsächlich einem menschlichen Augapfel, wenn sie reif ist und sich die rote Schale öffnet, um ein darunter liegendes weißes Mesokarp freizulegen, das sich aufspaltet, um einen schwarzen, irisähnlichen Samen zu enthüllen.
Der bisher umfassendste Überblick über die pharmakologischen Eigenschaften von Paullinia cupana wurde 2019 in der Revista Brasileira de Farmacognosia von einem Team brasilianischer Forscher unter der Leitung von Leila Larisa Medeiros Marques veröffentlicht. Guaraná wird fast ausschließlich in Brasilien angebaut und verarbeitet, wobei die Produktion auf mindestens 4300 Tonnen pro Jahr geschätzt wird. Die Autoren bestätigen, dass die kommerzielle Nachfrage nach Guaraná-Samen für die Verwendung in Erfrischungsgetränken und durch Pharma- und Kosmetikhersteller in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Sie erwähnen auch die Pilzkrankheit Anthraknose als Bedrohung für die Produktion von P. cupana und erörtern Forschungsarbeiten zur Krankheitsbekämpfung. Der Bericht dokumentiert auch Forschungsergebnisse, die darauf hinweisen, dass der hohe Koffeingehalt in Energydrinks, die Guaraná enthalten, unerwünschte Wirkungen wie Angstzustände und Störungen des zentralen Nervensystems hervorrufen und auch epileptische Anfälle verschlimmern kann. Guaraná wird von vielen als Mittel zur Kontrolle der Gewichtszunahme verwendet und hat außerdem neuroprotektive Eigenschaften, die es zu einer „vielversprechenden Quelle von sekundären Pflanzenstoffen machen, die als unterstützende Therapie bei der Behandlung von kognitiven Störungen wie der Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden können.“ Die von den Autoren des Überblicks durchgeführten Untersuchungen haben gezeigt, dass Guaraná-Extrakt „sowohl anxiolytische als auch paniklösende Wirkungen“ hat, die serotonerge, dopaminerge und glutamaterge Neurotransmitter betreffen. Andere Studien zeigen, dass Guaraná antioxidative und antimikrobielle Eigenschaften hat.